• © Hanna Karstens - Percussion Day 21.09.2019

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20 Jahre jamliner® – Zeit für einen Rückblick auf die jamliner®-Busse

 

In der Jugendmusikschule reifte Ende der 90er-Jahre zusammen mit dem Musikschulverein (MSV) die Idee, eine rollende Musikschule ins Leben zu rufen, um Kinder und Jugendliche aus Stadtteilen und Schulen mit niedrigem Sozialindex zu erreichen.

Die Idee des jamliner® war somit geboren:
Kinder und Jugendliche können ohne jegliches Vorwissen als Band innerhalb eines halben Jahres mit Hilfe von Lehrkräften einen eigenen Song komponieren und produzieren. Der Unterricht findet in Kooperation mit den örtlichen Schulen statt und ist am Nachmittag als offenes Angebot konzipiert.

Im Jahr 2000 wurde das pädagogische Konzept von Thomas Himmel und Jörg Martin Wagner zusammen mit dem Ausbau des rollenden Tonstudios ausgearbeitet. Die Finanzierung wurde durch die Stadt Hamburg und Spenden des Musikschulvereins gesichert.

Der MSV war der Betreiber des ersten jamliner® 1. Los ging es mit den Standorten Königstraße und auf der Veddel:

Prototyp: jamliner® 1 (1. Generation: 2000-2010) © Foto: MRpro

Durch die Zugewinnung weiterer Kooperationspartner, unter anderem NestWerk e. V., folgten mit Kirchdorf Süd, St. Pauli und Steilshoop weitere Standorte.

Als zusätzliches Highlight wurde 2004 das erste jamliner®-Fest an der Jugendmusikschule ins
Leben gerufen, wo die Kinder und Jugendlichen ihre ersten Bühnenerfahrungen mit ihren eigenen Songs sammeln konnten.

Das innovative Projekt erreichte überregionale Bekanntheit und wurde 2003 vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau zum Projekttag „Musik für Kinder“ ins Schloss Bellevue nach Berlin eingeladen.
Sir Simon Rattles Kommentar dazu (damaliger Chefdirigent der Berliner Philharmoniker):
„You do really important work – this is a real cathedral for music! Thank you!“.

Durch die erfolgreiche praktische Umsetzung des „jamliner®-Konzeptes“ konnte sich das Projekt weiterentwickeln, sodass NestWerk e. V. durch eine Spende der Childhood Stiftung von Königin Sylvia von Schweden einen eigenen Bus zum jamliner® 2 umbauen ließ. Seit Anfang 2008 gibt es zwei jamliner®-Busse:

jamliner® 2 (1. Generation: 2008-2015) © Foto: Matthias Möller-Titel

Mit der Inbetriebnahme des jamliner® 2 konnten nach und nach 5 zusätzliche Standorte regelmäßig angefahren werden: Horn, Mümmelmannsberg, Jenfeld, Billstedt und Harburg. Nun werden regelmäßig 10 Standorte die Woche von beiden Bussen angefahren.

Zusätzlich zum allgemeinen Unterricht wurden Ferienworkshops an Kulturzentren wie zum Beispiel der Fabrik und in der JVA Hahnöfersand durchgeführt.

Zum 10-jährigen jamliner®-Jubiläum im Miniaturwunderland konnte der neue jamliner® 1 eingeweiht werden. Die Jugendmusikschule war nun der Betreiber des Busses:

jamliner® 1 (2. Generation: 2010-2020) © Foto: Matthias Möller-Titel

Durch die zunehmende Zahl von geflüchteten Menschen ab dem Jahr 2014 veränderte sich auch die Arbeit im jamliner®. Zentrale Erstaufnahmen in leerstehenden Baumärkten wurden regelmäßig wöchentlich angefahren und zusätzliche Workshops während der Schulferien realisiert.

Der jamliner® 2 musste 2014 außer Betrieb genommen werden, da eine Reparatur nicht möglich war. Aufgrund der guten Vernetzung mit den Hamburger Schulen konnte der Unterricht improvisiert in den vorhandenen Musikräumen fortgeführt werden. 2015 konnte die nächste Generation des jamliner® 2 auf dem Hein-Köllisch-Platz in St. Pauli mit der Unterstützung der Band „Revolverheld“ eingeweiht werden.
Am Mittwoch, den 31.01.2018, fand zum ersten Mal „jamliner® on stage“ in der Zentrale der
Jugendmusikschule am Mittelweg statt.

Die Kinder und Jugendlichen aus dem ersten Schulhalbjahr sollten nun auch die Chance erhalten ihren Song live zu performen. Dazu baten wir unsere Kooperationspartner aus den Schulen der Standorte um Unterstützung. Von nun an begleiteten die Lehrer die Kinder und Jugendlichen von ihren Stadtteilen zum „jamliner® on stage“. So konnte der jamliner® noch mehr in den Schulalltag integriert werden.

Die Veranstaltung war so erfolgreich, dass auch das alljährliche jamliner®-Sommerfest, das die Jahre zuvor in der Stadtteilschule Alter Teichweg stattgefunden hat, im Sommer 2019 wieder in der JMS, nun auch im „jamliner® on stage“-Format stattfand. „Jamliner® on stage“ findet seitdem an 2 Tagen hintereinander zweimal im Jahr (summer on stage und winter on stage) statt. Insgesamt treten so jedes Jahr ca. 80 Bands bei den „jamliner® on stage“-Festivals auf. Dieses Jahr musste es aufgrund der Coranakrise leider im Sommer ausfallen.

jamliner® 2 (2. Generation: 2015-∞) © Foto: Matthias Möller-Titel

Aufgrund der Erfahrung der Haltbarkeit der Busse wurde 2019 der Neubau des neuen jamliner® 1 beschlossen, da man einen Ausfall des Fahrzeugs vermeiden wollte.
Nach dem Lockdown durch die Corona-Krise konnte der Bus endlich Ende Mai 2020 seine Jungfernfahrt nach Osdorf absolvieren:

jamliner® 1 (3. Generation: 2020-∞) © Foto: Matthias Möller-Titel

Die Idee der mobilen und aufsuchenden Musikschule für benachteiligte Kinder und Jugendliche konnte durch das besondere Konzept in den letzten 20 Jahren erfolgreich umgesetzt werden.
Zu Anfang als Projekt gestartet, hat sich der jamliner® als Institution in Hamburg und darüber hinaus etabliert. Pro Jahr nutzen aktuell ca. 600 Kinder und Jugendliche den jamliner®. Das entspricht 120 Bands, die 120 Songs in 2.340 Unterrichtsstunden erarbeiten. Insgesamt hat der jamliner® bisher mehr als 8.000 Kinder und Jugendliche erreicht.
Der jamliner® wird auch in Zukunft in der Stadt Hamburg seinen wichtigen Beitrag bei dem Erlernen sozialer Kompetenzen durch musikalische Bildung leisten.
Vielen Dank an alle Unterstützer, die uns über die Jahre begleitet haben. Ohne Sie wäre der jamliner® in dieser Form nicht möglich gewesen. Die Jubiläumsfeierlichkeiten dazu finden voraussichtlich erst Ende nächsten Jahres statt.

Christoph Ebenthal, NestWerk e. V., und Matthias Möller-Titel, JMS (Koordinator jamliner®)

Preise und Ehrungen:

2003:  „Goldene Göre“ Preis des Deutschen Kinderhilfswerks

2005:   Zukunftspreis Jugendkultur & Zukunftspreis der PWC-Stiftung für JugendBildungKultur

2006:   Peter von Zahn Gedächtnispreis im Rahmen des Hamburger Bürgerpreis

2008:   Stefanie Hempel (ehrenamtliches Fundraising für den jamliner®) wird für ihr Engagement beim Neujahrsempfang von Bundespräsident Horst Köhler im Schloss Bellevue für ihre soziale Arbeit als verdiente Bürgerin geehrt.

2009:  Hamburg Mannheimer Stiftung: 1. Preis Jugend und Zukunft

2010/11:     Evaluation des jamliner®s mit Unterstützung durch Prof. Dr. Schulte-Markwort, UKE HH, MSV unterstützt diese Evaluation

2018:  Hamburger Bildungspreis

 

Für Sie als Leser/Leserin der Tonart gibt es exklusiv die Möglichkeit, den neuen jamliner® -Film zum 20-jährigen Jubiläum zu sehen.

Der Film zeigt Einblicke in die Arbeit mit den Kindern und zeigt, wie toll es sein kann, am Ende eines halben Jahres den eigenen Song auf der Bühne zu präsentieren und den fertig produzierten Song als Ergebnis mit nach Hause nehmen zu können.

Hier können Sie den Film anschauen: https://youtu.be/K1mjEGEsF2M

 

 

 

 

BUs:

 

Prototyp: jamliner® 1 (1. Generation: 2000-2010)   Foto: MRpro

jamliner® 2 (1. Generation: 2008-2015)       Foto: Matthias Möller-Titel

jamliner® 1 (2. Generation: 2010-2020)       Foto: Matthias Möller-Titel

jamliner® 2 (2. Generation: 2015-∞) Foto: Matthias Möller-Titel

jamliner® 1 (3. Generation: 2020-∞) Foto: Matthias Möller-Titel

Das aktuelle jamliner®-Team (von links nach rechts): Gesa Zill-Schlüter, Pawel Wieleba,

Annika Simon, Patrick Müller, Ivo Jaklic, Matthias Möller-Titel, Gerd Bauder, Kerstin Sund,

Julia Lischewski, Jochen Reich, Gunnar Freitag       Foto: Marica Lehmann

Miki und Joy beim Einsingen ihres Songs „Freizeit“            Foto: Julian Krätzig

Sängerin von „Out of this World“ über den jamliner® : „Man kann hier seine Meinung sagen!“  Foto: Julian Krätzig

Miki, Aleks, Marco, Joy und Samiro