• © Hanna Karstens - Percussion Day 21.09.2019

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Ein Leben, geprägt von der JMS

Interview mit Deborah Meiners – Lehrkraft JMS

Redaktion: Im Vorfeld haben Sie angedeutet, dass Sie in unmittelbarer Nähe des Michael Otto Hauses groß geworden sind. Können Sie das ein wenig erläutern?

Frau Meiners: Tatsächlich bin ich hier groß geworden, gar nicht weit, 15 Minuten zu Fuß in Richtung Norden. Ich bin in den St. Johannis Kindergarten gegangen und wurde in der Kirche St. Johannis – also gleich nebenan – konfirmiert. Gegenüber der Kirche besuchte ich die Grundschule am Turmweg. In unmittelbarer Nachbarschaft dazu fing ich mit etwa 4 Jahren mit der musikalischen Früherziehung an der JMS am Mittelweg an und setzte meine Ausbildung hier mit Unterbrechungen fort bis Oktober 2015. Dann habe ich in der Hochschule in der Milchstraße studiert, also auch gleich um die Ecke. Und jetzt bin ich schon wieder hier. Ich bin immer in diesem Umfeld geblieben und das ist auch total schön so. Es ist alles wie zu Haus. Das hat wirklich viele Vorteile.

Redaktion: Können Sie sich erinnern, welches Ihre ersten musikalischen Wahrnehmungen oder Erlebnisse waren?

Frau Meiners: Ich erinnere mich sehr gut daran, dass ich, als ich etwa ein Jahr alt war, eine Mozart Spieluhr neben meinem Bettchen hatte. Das werde ich nie vergessen. Sie lief jeden Abend beim Einschlafen.

Ich habe mit meinem Vater sehr viel getanzt, im Wohnzimmer. Es wurde auch viel gesungen. Meine Mutter hat für mich gesungen. Mein Opa war Sänger beim NDR, er hat mir viele Volkslieder beigebracht und Weihnachtslieder auf dem Klavier gespielt und dazu gesungen. Als ich älter wurde, haben wir das zusammen gemacht. Mittlerweile ist es Tradition, dass wir vom Blatt Weihnachtslieder für Klavier und Gesang oder Klavier und Klarinette spielen.

Redaktion: Wann waren Sie das erste Mal in der JMS?

Frau Meiners: Mein Vater erzählte mir, dass ich zur Früherziehung 1998/1999 hier war. An den Kurs Kindertanz, den ich ab 2002 besuchte, kann ich mich noch erinnern.

Redaktion: Wie ging Ihre musikalische Ausbildung weiter?

Frau Meiners: Mit 6 Jahren habe ich begonnen Klavier zu spielen, zunächst bei einer privaten Lehrkraft. Mit 8 oder 9 Jahren habe ich privaten Klarinettenunterricht bei meinem Vater erhalten, etwa anderthalb Jahre. Dann ging ich zu Herbert Rönneburg, Soloklarinettist der Symphoniker Hamburg. Mit 12 bin ich in die JMS in das Symphonieorchester YouMe! gekommen. Etwa zeitgleich wurde ich Mitglied des Albert Schweitzer Jugendorchesters. In beiden Orchestern habe ich 5 Jahre mitgespielt. Danach begann mein Klarinettenunterricht bei Prof. Guido Müller, der bis zum Studium andauerte. Im August 2011 begann ich mit der Studienvorbereitenden Ausbildung, die Prof. Henning Pohlmann geleitet hat, Klavierunterricht hatte ich bei Sebastian Adloff.

Redaktion: Wann ist der Wunsch entstanden, Klarinette zu studieren?

Frau Meiners: Mit 14-15 Jahren war es mein Traum, in einem Orchester zu spielen. Das hat sich dann aber geändert. Musikalisch hatte ich viel um die Ohren: Bei Jugend musiziert habe ich mitgemacht und es bis zum Bundeswettbewerb geschafft, viel Kammermusik gespielt, an Kammermusikkursen und Jeunesse musicale teilgenommen, andere Wettbewerbe und Vorspiele bestritten. Außerdem habe ich die intensive Studienvorbereitende Ausbildung absolviert. Das war ein ziemlich großer Druck, dem ich mich ausgesetzt fühlte. Darum zweifelte ich und fragte mich, ob es gut wäre, das Instrument ausschließlich zu studieren. Aber ich wollte etwas mit Musik machen. Das löste eine etwa zwei Jahre andauernde Krise aus. Ich habe die Klarinette bewusst weggelegt und nicht gespielt, um den Kopf frei zu bekommen. Ich brauchte den Abstand. In dieser Zeit befasste ich mich mit ganz anderen Dingen:

Nach dem Abitur habe ich eine Erste Hilfe-Ausbildung gemacht und hier auch selber 4 Jahre lang ausgebildet. Ich habe jedes Wochenende Samstag und Sonntag Erste Hilfe--Kurse gegeben, siebeneinhalb Stunden. Dabei ist mir aufgefallen, dass mir die Pädagogik liegt. Die Arbeit mit Menschen machte mir Freude. Also bin ich zur Musik zurückgekommen und habe gedacht, vielleicht gibt es ja etwas, das mir mehr liegt als nur das Künstlerische. So gelangte ich auf die Homepage der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Da ich nicht an der allgemeinbildenden Schule Musik unterrichten wollte, suchte ich nach einer Alternative. Ich stieß auf den Studiengang Elementare Musikpädagogik, fand Interesse dran und studierte das Fach mit Hauptfach Klarinette. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich auch nicht mehr ins Orchester. Nun unterrichte ich Klarinette und bin Lehrkraft in Eltern--Kind-Kursen sowie in der Musi-ka--lischen Früherziehung.

Redaktion: Gab es in Bezug auf Ihren beruflichen Werdegang einen Plan B?

Frau Meiners: Einen richtigen Plan B gab es nicht. Es war mir immer klar, wenn auch unbewusst, dass ich in die Richtung gehen wollte, etwas mit Musik und mit anderen Menschen zu tun.

Redaktion: Welche Anknüpfungspunkte gab es während Ihres Studiums zur JMS?

Frau Meiners: Das Praktikum Berufsfeld Musikschule ist im Studienplan vorgegeben. Es wird in der JMS angeboten. Dadurch, dass ich hier schon eine gefühlte Ewigkeit war und zum Beispiel auch genau wusste, wo sich alle Räume befanden, war das Praktikum ein bisschen, wie „nach Hause kommen“. Ich habe mich darauf gefreut. Damals wusste ich ja noch nicht, dass ich hier einmal auch als Lehrkraft anfangen würde. Ich habe damals schon Kollegen kennengelernt, Inspirationen geholt und ein wenig gelernt, wie hier alles läuft.

Redaktion: Wie kam es, dass Sie als Klarinettenlehrerin in der JMS zu unterrichten begannen?

Frau Meiners: Ich habe in den letzten 4 Semestern das Fach Instrumentaldidaktik belegt. Mein Professor war erneut Guido Müller. Es war wirklich lustig, dass ich zu den Seminaren wieder in die JMS und wieder zu Guido Müller kam, diesmal in sein Büro. Ich muss eben mal schnell ergänzen: Guido Müller wurde mir auch an der Hochschule als Klarinettenlehrer zugeteilt. Aber er riet mir, mich für einen anderen Lehrer zu entscheiden, um ein erweitertes Unterrichtsspektrum zu erleben. Neben meinem Studium habe ich immer Schüler gehabt und sowohl Klarinette als auch Klavier unterrichtet.

Ende meines letzten Semesters habe ich eine Ausschreibung der JMS gefunden, in der eine Vertretung für Klarinettenunterricht gesucht wurde, mich auf „gut Glück“ beworben und an einer Lehrprobe teilgenommen. Die Stelle habe ich bekommen und zunächst die Schüler von einer Kollegin übernommen. Mittlerweile habe ich schon meine eigenen Schüler und bin fest angestellt.

Redaktion: Wo sehen Sie sich beruflich in 10 Jahren?

Frau Meiners: Ich unterrichte wirklich sehr gerne und bin dankbar für die Abwechslung, die ich habe: Es kommen immer neue Schüler, es kommen immer neue Herausforderungen. Aber ich bin auch ein sehr organisierter Mensch und plane gern. Deshalb gehe ich gedanklich schon ein wenig in die Richtung einer Stadtbereichsleitung. Das ist ein Ziel von mir. Zunächst würde ich erstmal gern eine Stadtbereichsassistenz übernehmen wollen. Ich denke, das liegt mir. Bei der Firma, die Erste Hilfe-Kurse anbot und wo ich selbst angestellt war, habe ich auch den ganzen Standort geleitet, Abschlussprüfungen abgenommen und mich um das Material gekümmert, war Ansprechpartnerin für alle. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und mich erfüllt.

Das Unterrichten würde ich allerdings nie aufgeben wollen, zumindest denke ich das zum jetzigen Zeitpunkt.

Mich reizt die Vielfältigkeit, die Abwechslung. Mir war zum Beispiel die Mischung von Klarinetten-Einzelunterricht und dem Gruppenunterricht in der Früherziehung von Anfang an wichtig.

Redaktion: Was wünschen Sie sich von der JMS?

Frau Meiners: Ich wünsche mir, dass hier alles so nett bleibt wie es immer war. Ich habe mich immer gut aufgehoben gefühlt, egal, in welchem Alter ich hier war. Auch jetzt ist das so. Ich habe das Gefühl, alles läuft rund. Ich weiß immer, wer für mich da ist, wenn ich Fragen habe. Wenn das so bleibt, wäre das total schön. Das ist eigentlich alles – mehr wünsche ich mir gar nicht. Wie es jetzt gerade ist-so bin ich zufrieden.

Redaktion: Mögen Sie uns etwas Privates erzählen?

Frau Meiners: Mit 8 Jahren habe ich begonnen, Tennis zu spielen. Das habe ich beibehalten, bis ich 16 war. Dazu gehörten auch Turniere und Meisterschaften. Mein Trainer wollte, dass ich professionelle Tennistrainerin werde. Da kam mir aber die Musik in die Quere. Ich musste mich entscheiden. Das war schwer. Schließlich war ich sehr weit gekommen-auch beim Tennis. Ich entschied mich für die Musik. Aber vor drei Jahren habe ich wieder mit dem Tennis angefangen, bin auch wieder in einem Verein, trainiere jede Woche, mache Punkt- und Ligaspiele.

Ich singe gerne, auch privat – vor allem Jazz Pop, begleite mich dabei selbst am Klavier. Gelegentlich helfe ich im Polizeiorchester bei meinem Vater aus. Und seit September habe ich einen Hund.

Mit meinem Partner bin ich gerade in eine neue Wohnung gezogen.

Redaktion: Frau Meiners, herzlichen Dank für das Interview.

Aenne Stolzenburg