• © Hanna Karstens - Percussion Day 21.09.2019

  • © Hanna Karstens

  • © Hanna Karstens

  • © Kathrin Hinneburg-Heiwolt

Vorwort des Direktors

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

unsere vierte tonart sollte am 18. April veröffentlicht werden. An diesem Tag wollten wir das 20-jährige Jubiläum unseres „Michael Otto Hauses“, der Zentrale der Staatlichen Jugendmusikschule (JMS), mit einem Tag der offenen Tür feiern, begleitet von großen Festveranstaltungen. Alles war seitens unserer Lehrkräfte bestens vorbereitet, unsere jungen Musikerinnen und Musiker sowie die Lehrkräfte hatten dafür geübt und geprobt, genauso wie für die vielen anderen Veranstaltungen, die die JMS durchzuführen geplant hatte – allein im Zeitraum März bis Juni wären es über 200 gewesen! „Wären gewesen“…

Corona hat im März nicht nur die JMS durchgerüttelt. Wir saßen quasi vor den Trümmern unserer Vorarbeiten und Planungen. In unseren Häusern herrschte Stille und dies an einer sonst lauten und quirligen Musikschule. Die Leere war nicht fassbar!

Doch wie sich so häufig aus dem Nichts etwas Großartiges entwickelt, wie so häufig Zerstörung Kreativität hervorbringt, so waren auch wir gefordert. Zum Handeln aufgerufen. In Windeseile musste der Unterricht irgendwie aus den Räumen der Musikschule in die Kinder- und Jugendzimmer verlegt werden.

Schnell verstanden wir, dass wir alle, ganz Hamburg, die Menschen über Stadt- und Ländergrenzen hinweg sich mit neuen Ängsten auseinandersetzen mussten, und wir spürten, dass wir nicht alleine waren. Dieses Gefühl gab uns die Energie und die Kraft, neue Wege zu gehen. An unserer Musikschule gab es plötzlich einen regen Austausch über digitale Unterrichtsformen. Lehrkräfte teilten Ideen und debattierten, wie Schülerinnen und Schüler trotz der Krise kreativ unterrichtet werden könnten. Unsere engagierten Lehrkräfte berichteten, wie schnell ihre Schützlinge selbstständig geworden seien und auch beim digitalen Unterrichtsformat aufblühten.

Selbstverständlich war das längst nicht überall so. Es hat auch Lehrkräfte gegeben, denen über Wochen der Kontakt zu den Schülern abriss, vor allem, weil es sowohl bei unseren Schülerinnen und Schülern als auch bei einigen Lehrkräften an digitalen Endgeräten mangelte.

In der Krise wächst oft noch enger zusammen, was schon zusammen gehört. Unser Vertrauen wurde abermals bestätigt und uns wurde eine großartige Unterstützung zuteil. Von der Claussen--Simon-Stiftung (siehe Interview auf S. 12/13) ebenso wie von der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB). Die BSB hat ihre JMS über die Monate sehr eng begleitet und war die treue Partnerin, die sie allzeit gewesen ist. Sie hat unsere Sorgen aufgenommen und gemeinsam mit uns Lösungen (und auch Hygienekonzepte) erarbeitet.

Am 12. Mai 2020 um 18.30 Uhr kam dann ein überraschender Anruf: Bildungssenator Ties Rabe teilte mir mit großer Freude mit, dass wir demnächst die Musikschule unter gewissen Bedingungen wieder öffnen dürften. Nach diesem Telefonat fiel zunächst eine enorme Anspannung von mir ab und ich muss gestehen, dass die eine oder andere Freudenträne floss. Schon am Tag darauf tagten die Leitungsgremien der JMS per Skype und schalteten den TurboMusikschulMotor an. Nun galt es, unsere Hygienekonzepte mit den Konzepten der Schulen abzustimmen. Die Fachbereichsleitungen lieferten ihre fachlichen Erkenntnisse, die Stadtbereichsleitungen verhandelten mit den Schulleitungen vor Ort und unsere engagierte Elternvertretung war dabei immer unterstützend an unserer Seite!

Ja, und dann? Dann durften wir uns wieder auf unsere Schülerinnen und Schüler und auf unsere Lehrkräfte vor Ort und im Präsenzunterricht freuen!

Die Krise ist noch nicht vorbei. Trotzdem planen wir bereits neue Veranstaltungen, in der Hoffnung, irgendwann wieder in einen Normalbetrieb zu gelangen. Für das Frühjahr 2021 laufen z. B. bereits die Planungen für eine nachgeholte Feier unseres Jubiläums des ü-20-jährigen Bestehens des Michael Otto Hauses. Wir stehen mit Vorfreude und Elan in den Startlöchern – sehen Chancen, die sich aus der Krise entwickeln. Und mit aller gebotenen Vorsicht hoffen wir, dass wir mit Ihnen und euch gemeinsam (nicht nur virtuell) feiern können. Denn Musik ist ja vor allem eines: ein verbindendes Element. Und heilend!


Mit herzlichen Grüßen

Ihr Guido Müller